Schirmer Test
Der Schirmer-Test kann objektiv die quantitative Tränenproduktion Ihres Auges bestimmen. Das Verfahren ist bewährt und findet bereits seit mehr als einem Jahrhundert Anwendung.
Durchführung
Für den Schirmer-Test wird ein 5 mm breiter und 35 mm langer Filterpapierstreifen, aus Lackmuspapier, in den äußeren unteren Lidwinkel Ihres Auges eingehängt. Hierfür wird dieser 5 mm vor dem Ende umgebogen. Der Papierstreifen verfügt über ein Lineal mit Millimeter-Skala, anhand derer abgelesen werden kann, wie viel Tränenflüssigkeit nach einer Dauer von 5 Minuten abgesondert wurde. Die Untersuchung wird bei zugemachtem Auge durchgeführt, wobei dieses nicht zu fest verschlossen werden sollten.
Es gibt 2 Testarten:
Schirmer Test 1 – Auswertung
Hier wird die maximale Sekretion, die sogenannte Reizsekretion bestimmt. Ein Streifen eines gefärbten Filterpapiers bestimmt die Sekretion der Tränendrüse ihres Auges. Das Auge sollte 15 mm dieses Streifens in 5 Minuten benetzen können, damit die Tränenproduktion als normal gilt.
Eine Befeuchtung von unter 5 mm spricht für ein krankhaft trockenes Auge und einen Tränenmangel. Werte im Bereich 5-15 mm stellen einen Übergangsbereich dar und können auf ein trockenes Auge hindeuten.
Mit zunehmendem Alter ist mit niedrigeren Werten zu rechnen. Legt die Flüssigkeit eine Strecke von 30mm auf dem Teststreifen zurück, so liegt ein Verschluss des Tränenwegs oder eine vermehrte Herstellung von Tränenflüssigkeit (Hypersekretion) nahe.
Bei diesem Schirmer-Test kann durch Irritation der Bindehaut oder ein Fremdkörpergefühl ein vermehrter Tränenfluss, welcher nicht dem Normalzustand entspricht, auftreten und der Patient ein gewisses Unbehagen verspüren. Dem kann durch folgendes Untersuchungsverfahren entgegengewirkt werden.
Schirmer Test 2 – Auswertung
Dies ist der sogenannte basale Schirmer-Test. Der basale Schirmer Test wird unter lokaler Betäubung durchgeführt, so dass es zu keiner Reizung des Auges kommt. Hier wird demnach ein niedrigerer Wert gemessen, der eher der basalen Tränensekretion entspricht. Mehr als 10 mm sind der Normalbefund, während weniger auf eine zu geringe Tränenproduktionsmenge schließen lässt, pathologisch sind Werte unter 5 mm in 5 Minuten.
Nach der Untersuchung wird der Patient dazu angehalten, nicht über die Augen zu streichen oder zu rubbeln, um einer Irritation der Hornhaut vorzubeugen.
Begründer Otto Schirmer
Der Schirmer-Test geht auf den Mediziner Otto Schirmer, geboren im Jahre 1864, zurück. Dieser studierte zunächst in seiner Heimatgemeinde Greifswald. Es folgten weitere Studienaufenthalte in München, Freiburg, Königsberg sowie Halle. 1896 übernahm er den Lehrstuhl der Augenheilkunde in seiner Geburtsort, den schon sein Vater Rudolf innehatte. Kiel und Strassbourg zählen ebenfalls zu jenen Orten, an welchen er sich aufhielt.
Otto Schirmer lieferte wichtige Erkenntnisse über den Grauen Star durch dessen gewebliche und biochemische Untersuchung, die Rosacea der Augen sowie die Sympathische Ophthalmie.
Meilensteine seiner Laufbahn stellen die Jahre 1903 bis 1904 dar. So machte er sich durch die Erforschung der Tränenwege und Ermittlung des Tränenflusses mittels dem nach ihm benannten Schirmer-Tests einen Namen. Wegweisend waren auch seine Abhandlungen über den mikroskopischen Aufbau des Tränensystems, ein Thema, welchem sich schon sein Vater gewidmet hatte.
1909 kehrte er Strasbourg den Rücken, um New York aufzusuchen. Es folgten unter anderem Tätigkeiten in der „Postgraduate Medical School“, den „Herman Knapp Memorial Eye“ und „Bronx“ Krankenhäusern. 1918 verstarb der einflussreiche Mediziner der Augenheilkunde.
Lesenswertes
Durchführung des Schirmer-Tests – Video
Quellen
1. Gesa-Astrid Hahn. Kurzlehrbuch Augenheilkunde. Georg Thieme Verlag. 24.10.2012
2. Holger Dietze. Die optometrische Untersuchung. Georg Thieme Verlag. 13.05.2015
3. Albert J. Augustin. Augenheilkunde. Springer-Verlag. 11.11.2013
4. Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen. Georg Thieme Verlag. 12.03.2008
5. Franz Grehn. Augenheilkunde. Springer-Verlag. 20.04.2008
6. Bandlitz, Stefan. Die Beurteilung der Quantität des Tränenfilms (Evaluation of Tear Film Quantity). Die Kontaktlinse. 47. 12-16. 2013
7. http://www.mrcophth.com/ophthalmologyhalloffame/schirmer.html
8. Schirmer O: Studien zur Physiologie und Pathologie der Tranenabsonderung und Tranenabfuhr. Arch Klin Exp Ophthalmol 56:197, 1903.