Trockenes Auge (Sicca Syndrom) – Ursachen, Symptome & Augentropfen
Das Trockene Auge wird auch als Sicca Syndrom, Keratoconjuncitvitis sicca bzw. Dry eye syndrome bezeichnet. Zwischen 5% und 34% der weltweiten Bevölkerung sind davon betroffen. Bei älteren Personen liegt die Erkrankung häufiger vor. Die gesamte Augenoberfläche (Hornhaut und Bindehaut) wird durch den Tränenfilm bedeckt, der aus 3 Schichten besteht: Einer fettigen, einer wässrigen und einer schleimigen Schichte. Eine Störung in Qualität oder Quantität einer dieser Schichten führt zum trockenen Auge.
Wird die bei diesem Syndrom auftretende mangelnde Tränensekretion und/oder Veränderungen in der Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit nicht behandelt, können sich die ursächlichen entzündlichen Prozesse am Auge in einer Rückwirkung verstärken und zu verschiedenen symptomatischen Beschwerden wie Rötung, Brennen des Auges, einhergehend mit Fremdkörpergefühl, führen. Veränderungen in der Lipidphase des Tränenfilms, verursacht i. d. R. durch Entzündungen der Meibom-Drüsen, verhindern oft die Ausbildung einer dünnen Lipidschicht auf dem Tränenfilm, was zu einer erhöhten Verdunstung der wässrigen Tränenflüssigkeit und damit zu Flüssigkeitsmangel führt.
Symptome bei trockenem Auge
Die Symptome dieser Erkrankung sind vielfältig und können auch mit anderen Erkrankungen einhergehen. Deshalb ist es sinnvoll, eine Expertenmeinung eines Arztes einzuholen, um eine eindeutige Diagnose stellen zu können.
Symptome des trockenen Auges sind
- rote, tränende, müde Augen
- Fremdkörpergefühl (Sand in den Augen)
- Verklebte Augen
- Druck von oben auf die Augen, Starke Schmerzen (brennend, stechend)
- Sehverschlechterung, verschwommene Wahrnehmung
- Brennende Augen, Trockenheit, Kratzen, Juckreiz
- Kopfweh, Tics
- Gerötete Bindehaut, chronische Bindehautentzündung
- Kontaktlinsen werden schlecht vertragen
- Blendungsempfindlichkeit und Lichtscheu
- Häufiges Blinzeln als weiteres Symptom bei trockenem Auge
Das Fremdkörpergefühl tritt vor allem bei der hyposekrerotischen Variante des Trockenen Auges auf. Dieses wird vorwiegend in der früh und in den kalten Monaten, wenn man sich in wahrgenommen. Bei Betroffenen, die an dieser Form leiden, wirkt sich auch eine trockene bzw. heiße Umgebung und Umwelt negativ aus. Bei der Hyperevaopration ist vor allem das Brennen als Symptom vorherrschend, welches vorwiegend in späteren Stunden und bei Lesetätigkeiten verspürt wird.
Die Lebensqualität der Betroffenen leidet deutlich an den Symptomen. Manche Betroffenen müssen ihr Arbeitspensum reduzieren, andere können sogar ihre berufliche Tätigkeit nicht mehr fortsetzen. Weiters ist das Sehvermögen vor allem bei der Arbeit am Bildschirm, beim Lesen sowie beim Lenken eines PKWs eingeschränkt. Zudem können Betroffene auch nicht mehr so schnell lesen und die Fähigkeit, beim simulierten Lenken eines PKWs rasch zu reagieren, ist vermindert.
Auch kann ein Zusammenhang zwischen trockenem Auge und psychischen Erkrankungen hergestellt werden. In einer Untersuchung wurde bei rund 14% der vom Sicca-Syndrom Betroffenen eine Depression festgestellt, bei der Vergleichsgruppe mit rund 9% weitaus weniger.
Ursachen des trockenen Auges
Als Ursache des trockenen Auges kommen zwei Faktoren in Frage. Das Sicca-Syndrom lässt sich in eine hyperevaporative Art und hyposekretorische Art trennen.
Bei der hyperevaporativen Art verdunstet die Tränenflüssigkeit zu rasch, es liegt eine Störung der Lipidphase des Tränenfilms vor. Die fettreiche Schicht, die den Tränenfilm schütz, ist also in ihrer Funktion beeinträchtigt. Diese Form des trockenen Auges tritt weitaus öfter auf. Die Meibom-Drüsen werden durch das Blinzeln der Augen dazu angeregt, Fett nachzuliefern. Das Sekret, welches die Meibom-Drüsen abgeben, verfügt bei der hyperevaporativen Art des trockenen Auges jedoch über eine zähe Konsistenz und ist wenig dünnflüssig. Der Tränenfilm, welchem eine schützende Funktion zukommt, reißt deshalb sehr schnell auf. Die am Auge oberflächlich gelegene Tränenflüssigkeit verflüchtigt sich folglich innerhalb kürzester Zeit.
Bei der hyposekretorischen Art wird zu wenig Tränenflüssigkeit hergestellt, es liegt also ein Tränenmangel vor. Dies kann zum Beispiel mit dem Sjögren-Syndrom einhergehen.
Häufig werden jedoch Kombinationsformen beider Varianten beobachtet.
Risikofaktoren
Die Risikofaktoren der Sicca-Symptomatik sind mannigfaltig. Sie kann durch systemische Erkrankungen wie Rheuma, Diabetes, Haut- und Schilddrüsenerkrankungen verursacht werden. So können rheumatoide Arthritis, Infektionen wie Hepatitis C oder M. Basedow bzw. Hashimoto Thyreoiditis daran beteiligt sein. Im Bereich der immunologischen Erkrankungen sind das Sjögren-Syndrom, Allergien, Sarkoidose, AIDS, Rosacea, Lupus erythematodes sowie Graft vs. Host-Reaktionen als Ursachen anzuführen. Medikamente wie Antidepressiva, Hormonpräparate, Betablocker oder Antihistaminika können ebenfalls ein trockenes Auge verursachen.
Weiters können auch suboptimale Umweltbedingungen wie verschmutzte Luft oder hohe Ozonwerte, sowie Umfeldbedingungen wie z.B. trockene Luft in den Heizperioden, Zigarettenrauch, Klimaanlagen, Gebläse in Autos und lange angestrengte Arbeitsperioden am Computer sowie langes Lesen Ursachen für das trockene Auge sein. Der Kontakt mit Lösungsmitteln kann auch dazu führen, dass der Tränenfilm rascher aufreißt.
Weiters können Erkrankungen, welche das Auge betreffen, an der Entstehung vom Sicca-Syndrom beteiligt sein. Fehlstellungen des Augenlids (unzureichender und unvollständiger Lidschluss, falsch ausgerichtete Wimpern welche den Augapfel irritieren) sind als Beispiele anzuführen. Die psychische Komponente sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden. Sind Personen häufig ängstlich und von psychischen Problemen betroffen, kann dies dazu führen, dass deren Lider nicht mehr einwandfrei arbeiten und sie diese nicht mehr so häufig schließen (blinzeln).
Das Tragen von Kontaktlinsen und Augenoperationen (wie Kataraktoperationen, refraktive chirurgische Eingriffe) können ebenfalls zu dieser Erkrankung führen bzw. zu einer Verschlechterung dieser beitragen.
So wird Sicca diagnostiziert
Einerseits kann ein trockenes Auge mittels Untersuchung an der Spaltlampe festgestellt werden. Dieses Biomikroskop erlaubt es dem Augenarzt, das Auge im Detail zu betrachten. Um Aufschluss über Zustand der Horn- und Bindehaut sowie des Tränenfilms zu erhalten, wird erhoben, wie schnell der Tränenfilm nach dem Augenöffnen aufreißt. Ein bewährtes Verfahren zur Diagnose von trockenen Augen ist des weiteren der sogenannte Schirmer-Test. Lesen Sie unseren ausführlichen Artikel zu diesem Verfahren.
Teil der Untersuchung ist auch das systematische Ausschließen von anderen Erkrankungen.
Augentropfen bei trockenen Augen – das müssen Sie beachten
In Absprache mit Ihrem Augenarzt können trockene Augen mittels Tränenersatzmitteln, welche vergleichbar mit menschlichen Tränen sind und eine ähnliche Wirkung erzielen, gelindert werden. Bei gravierenderen Fällen können Augentropfen, die aus dem Eigenblut der PatientInnen hergestellt werden, Anwendung finden. Diese haben eine pflegende Wirkung und wirken einer Austrocknung der Hornhaut entgegen.
Bei der Wahl von Augentropfen für trockene Augen sollte weitgehend auf Konservierungsstoffe verzichtet werden. Andernfalls können die Augenoberfläche sowie der Tränenfilm in Mitleidenschaft gezogen werden. Mittel ohne Konservierungsstoffe werden oftmals in Behältnissen bereitgestellt, welche lediglich die benötige Menge für ein einmaliges Eintropfen beinhalten. Solche Präparate lohnen sich insbesondere für Personen, welche an Allergien leiden, Kontaktlinsen tragen, sensible Augen aufweisen oder nur gelegentlich tropfen.
Eine fachgerechte Anwendung ist essentiell
Wesentlich bei Augentropfen gegen trockene Augen ist darüber hinaus die fachgerechte Anwendung. Um von ihnen ideal profitieren zu können, sind eine laufende Anwendung sowie die richtige Dosierung ausschlaggebend. So sollten eine übermäßige Eintropfmenge als auch eine zu sparsame Nutzung vermieden werden.
Genauigkeit erfordert auch der eigentliche Vorgang des Eintropfens. Der Patient senkt dabei das Haupt leicht zurück, blickt nach oben und tropft die Flüssigkeit in das nach unten gezogene Lid. Nach Anwendung sollten die Augen unmittelbar verschlossen und Flüssigkeitsreste abgewischt werden.
Insbesondere wenn bei der Behandlung vom Sicca-Syndrom auf Präparate mit Konservierungsmitteln gesetzt wird, ist eine solche bedachte und fachgerechte Nutzung unerlässlich. Das Eintropfen mittels konservierten Präparaten mehr als 4 Mal pro Tag ist nicht empfehlenswert, da Schäden am Auge hervorgerufen werden können. Bei darüber hinausgehender Anwendung ist laufend Rücksprache mit dem Augenarzt zu halten.
Können Hausmittel bei trockenen Augen für Linderung sorgen?
Folgende Hausmittel können Betroffene bei trockenen Augen eigenständig einsetzen. Zum einen sollte trockene Luft vermieden werden. Diese kann beispielsweise einer Klimaanlage oder Heizung entstammen. Abhilfe schaff die Zuhilfenahme von Luftbefeuchtern oder das Lüften des Raumes. Auch sollte man sich nicht allzu häufig Zigarettenrauch oder Abgasen aussetzen. Zugluft, beispielsweise durch ein dauerhaft geöffnetes Fenster, ist ebenfalls zu vermeiden.
Werden Kontaktlinsen verwendet, sollten diese oft nachbefeuchtet werden. Beim Einsatz von Kosmetika sollte auf reizende Mittel verzichtet werden. Eine Säuberung des Lids sollte stets schonend erfolgen. Weiters sind auch beispielsweise in der Apotheke erhältliche Tränenersatzpräerate lohnenswert.
Folgende Hausmittel gegen trockene Augen erweisen sich zudem als hilfreich:
- Achten Sie beim Autofahren darauf, direkten Kontakt mit der Luft aus dem Gebläse zu vermeiden
- Bei trockenen Augen ist es auch hilfreich, häufig zu blinzeln und bei Computerarbeit regelmäßig eine Unterbrechung einzulegen
- Schwimmen sie häufig in chlorhaltigem Wasser, lohnt sich die Nutzung einer Schwimmbrille
- Nehmen Sie ausreichend Flüssigkeit zu sich
Empfehlenswert ist darüber hinaus als Hausmittel gegen trockene Augen in Absprache mit Ihrem Augenarzt eine regelmäßige Massage des Lidrandes. Der Einsatz von Shampoos oder Teebeutel ist dabei nicht empfehlenswert. Stattdessen sollte ein in warmem Wasser getränktes Waschtuch vorsichtig über die Augenlider gestreift werden. Dieser Vorgang sollte sich über eine Dauer von drei bis fünf Minuten erstrecken und kann zweimal pro Tag durchgeführt werden. Dies bewirkt, dass Verkrustungen an den Lidrändern gelöst werden und ist darüber hinaus der Lidranddurchblutung förderlich.
Kontaktlinsen bei trockenem Auge?
Die Nutzung von Kontaktlinsen bei PatientInnen mit Sicca-Syndrom kann mit Unannehmlichkeiten verbunden sein.
Funktioniert die Benetzung im Auge nicht einwandfrei, können weiche Linsen, welche einen hohen Wassergehalt haben, dieses Wasser teilweise an das Auge übertragen. Dies hat eine Austrocknung der Linse zur Folge, wodurch sie weniger elastisch und weich ist, und nicht mehr so gut auf dem Auge gleiten kann. Auch kann mit trockenen Linsen eine Verschmutzung der Linse durch Ablagerungen an den trockenen Arealen einhergehen. Durch all diese Faktoren nimmt der Tragekomfort beim Patienten deutlich ab. Auch werden formstabile Linsen von Sicca-PatientInnen nicht immer vertragen. So werden formstabile Linsen oftmals vom trockenen Auge als Fremdkörper angesehen.
Da die Nutzung von Kontaktlinsen bei trockenem Auge jedoch in den meisten Fällen gelingt, ist diese auf jeden Fall in Betracht zu ziehen. Unterstützend können beispielsweise Nachbenetzungsmittel zum Einsatz kommen. Eine regelmäßige Konsultation des Augenarztes sowie laufende Untersuchungen sind dabei unerlässlich.
Trockene Augen durch Vitaminmangel
Vitamin D
Ein trockenes Auge kann zahlreichen Untersuchungen zufolge mit einem Mangel an Vitamin D in Verbindung gebracht werden. So gehen die AutorInnen einer Studie davon aus, dass Personen mit einem Vitamin-D-Mangel einem höheren Risiko ausgesetzt sind bzw. eher dazu neigen könnten, ein trockenes Auge zu entwickeln.
Eine weitere Studie aus Korea kommt zu dem Ergebnis, dass ausreichende Sonnenexposition oder die Einnahme von Vitamin-D-Ergänzungsmitteln Anzeichen eines trockenen Auges mildern können.
Zu dieser Erkenntnis gelangen auch weitere ForscherInnen: 2 Monate nach Einnahme von Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmitteln konnte eine deutliche Besserung der Beschwerden, welche mit dem Sicca-Syndrom einhergehen, sowie eine Besserung der Hornhautverfärbung festgestellt werden.
Vitamin-D-Supplemente können einer Besserung der Augenoberflächenbeschaffenheit zuträglich sein, wenn beim Patienten ein Vitamin-D-Mangel vorliegt. Weiters kann die Qualität der Tränen verbessert werden.
Omega-3-Fettsäuren
Auch der Einsatz von Omega-3-Fettsäuren kann sich beim Sicca-Syndrom als vorteilhaft erweisen. Schon früh, nämlich 2005, konnte man an 32470 Frauen nachweisen, dass eine häufige Einnahme von Omega-3-Fettsäuren das Vorliegen des Trockene-Auge-Syndroms reduziert.
Auch aktuelle Studien belegen, dass eine Nahrungsergänzung mittels Omega-3-Fettsäuren ein probates Mittel zur Behandlung von trockenem Auge darstellen, da damit eine Linderung der Symptome einhergeht. Eine andere Untersuchung attestiert Omega-3-Fettsäuren eine Wirkung für PatientInnen mit typischer und unspezifischer Form von trockenem Auge, sofern sie für Dauer dieser Behandlung keine andere Augenmedikation verwenden.
Vitamin A
Die Einnahme von Vitamin-A kann weiters die Qualität der Tränen und den Zustand des Tränenfilms verbessern.
Heilbar oder chronisch?
Das trockene Auge ist nicht heilbar. Es handelt sich um ein chronisches Leiden. Das Hauptziel liegt deshalb in der Linderung der Symptome. Die Therapiechancen stehen dabei aber sehr gut. Zusammen mit dem Augenarzt gilt es zu ergründen, weshalb bei Ihnen ein trockenes Auge vorhanden ist und diese Ursachen zu beseitigen. Dabei gilt es, Ihre alltäglichen Aktivitäten und beruflichen Umstände im Detail zu analysieren. Zeigt diese Ursachenanalyse nicht die erhoffte Wirkung, können Augentropfen, welche die Tränen ersetzen, zum Einsatz kommen.
Obwohl das trockene Auge nicht heilbar ist, sind. Mit einer Therapie kann einem Fortschreiten der Erkrankung entgegengewirkt werden. Wird die Sicca Symptomatik nicht ausreichend behandelt, kann sich jedoch eine chronisch verlaufende Hornhaut- und Bindehautentzündung entwickeln. Hornhautgeschwüre und Narbenentstehung sind ebenfalls zu befürchten.
Lesenswertes
Aufschlussreicher Video-Beitrag zum trockenen Auge
Quellen
1. Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Das Trockene Auge – Augenärzte informieren. 1998
2. Elisabeth M. Messmer. Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des trockenen Auges. Deutsches Ärzteblatt Jg. 112 Heft 5. 30. Januar 2015
3. Elmar Oestreicher. HNO, Augenheilkunde, Dermatologie und Urologie für Pflegeberufe. Georg Thieme Verlag. 2003
4. Priv.-Doz. Dr. med. Christina Jacobi. Aktuelle Diagnostik und Therapie des Dry Eye Disease. Concept Opthalmologie 9. 2017
5. O. Markovic, M. Cernak, J. Bilek, J. Nepp. Sicca-Syndrom: Anamnese und Grundlagen der Therapie. Journal für Mineralstoffwechsel & Muskuloskelettale Erkrankungen 16 (2), 67-71. 2009
6. Dr. med. Claudia Borchard-Tuch. Trockenes Auge – was nun?. Heilberufe Ausgabe 9. Pflege Praxis. 2011
7. J. Jakob-Girbig, D.Meller. Unilaterales Sicca-Syndrom. Ophthamologe 118:587-589. 2021
8. Elke Oberhofer. Wie trockene Augen ihr Fett abbekommen. MMW- Fortschritte der Medizin 162, 12-13. 2020